Stall Lärchenhof – Tradition und Vision

Matthias Walcher und Thomas Royer als Speerspitzen des steirischen Trabrennsports

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Trabrennen auf Schnee in den siebziger Jahren in Ramsau ...   
Foto: Hotel Lärchenhof

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... und 2013 am Fuße des Stoderzinkens in Gröbming  
Foto: Nikolaus Matzka

Am 27. Juli dieses Jahres, einem brütend heißen Sommertag, an dem es viele eher ins Freibad als zu einer Trabrennveranstaltung zog, fanden im pittoresken Örtchen Gröbming in der Steiermark Trabrennen statt. Erstmals unter der Patronanz des neuen Präsidenten Matthias Walcher. Eines der Rennen erinnerte an den im österreichischen Trabrennsport legendären Stall Dachstein, zu dem sich Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fünf Sportsleute der Region – Sepp Maier, Leopold Pressl und ÖR Dr. Franz Thoma aus Gröbming sowie Matthias Prugger und Hans Walcher aus Ramsau – zusammenfanden und der zu einem wohl zuvor und danach nicht gesehenen Siegeszug ansetzte. Absoluter Star war dabei Dorano (v. Erro), der nicht weniger als 83 Rennen gewinnen konnte. Aber auch der Proven-Freight-Sohn Earl-Freight, der unter dem Stall Lärchenhof von Hans Walcher lief, war mit insgesamt 67 Siegen bei 84 Starts eine lebende Legende.

Leider weilt keiner der fünf Gründer des Stalles Dachstein mehr unter den Lebenden, doch ihre Nachkommen führen das Erbe erfolgreich fort. Sepp Maiers Tochter Veronika ist mit dem nach Österreich gezogenen bayerischen Trainer Rudi Haller verheiratet, Maiers Sohn Robert führt mit der legendären Countina bzw. deren Nachkommen eine erfolgreiche Zucht (u.a. Derbysiegerin Celina oder aktuell Präsidenten-Preis-Sieger Charles de Gaulle).

Sehr rege ist aktuell vor allem das traberische Treiben in Ramsau am Dachstein. Im Austragungsort der Nordischen Ski-WM von 1999 hat Matthias Walcher die Nachfolge seines im April 2012 verstorbenen Vaters im Hotel Lärchenhof angetreten, ein paar Meter weiter führt Hans Walchers Enkel Thomas Royer das Hotel Rösslhof. Beide sind seit Jahren erfolgreiche Amateurfahrer, Matthias Walcher war 2001 Amateur-Champion, Royer ist aktueller österreichischer Staatsmeister.

Und auch an Nachkommen für den österreichischen wie auch internationalen Trabersport mangelt es nicht. War etwa Matthias Walcher schon in seiner Jugend mit Pferden wie dem starken Dänen Martell Guy erfolgreich unterwegs oder führte Prodream Venus zum Ehrenplatz im Traber-Derby des Jahres 2005, so steht Thomas Royer in den letzten Jahren nicht nach, feierte etwa mit dem deutsch gezogenen Supergill-Sohn Cyrano herausragende Erfolge in großen Amateurfahren im In- und Ausland und sichert sich hie und da auch ein Schnäppchen, wie etwa 2012 (über Rudi Haller) den italienischen Jährling Stravinskij Bigi (Self Possessed – Foscherara Atc – Yankee Paco aus der grandiosen US-Mutterlinie der Mambrino Beauty/Nervolo Belle), der nunmehr zweijährig zu größten Hoffnungen Anlass gibt.

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Der junge Matthias Walcher mit Martell Guy 1993 in Baden  Foto: Nikolaus Matzka

Matthias Walcher kümmert sich (auch) um den österreichischen Trabernachwuchs. Auf den weitläufigen, stark bewaldeten Weiden rund um den Lärchenhof sieht man etwa seine Mutterstuten Taormina (Buzz Saw – Tosca – Ata Star L.) mit einem Fohlen namens Herzelot L. (v. November) und einer Jährlingsstute namens Augenweide L. (v. Algiers Hall), die ihrem Namen alle Ehre macht. Taormina ist augenblicklich von Alesi OM bedeckt. Die zweite aktuelle Mutterstute ist Money Jet (Coktail Jet – Money Maker – Cezio Josselyn), die einen herrlichen Jährlingshengst nach Algiers Hall namens Robin L. besitzt, der mit zwei weiteren Jährlingen auf einer mitunter recht steilen Weide herumtollt, die bei Laune eine Herde Angusrinder vor sich hertreiben.

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Thomas Royer mit seinem langjährigen Aushängeschild Cyrano   www.pferderennfoto.at

Beide Mutterstuten sind aus feinsten maternalen Linien, die in den letzten Jahren zahlreiche Zuchtrennsieger in Österreich brachten. Taormina aus jener der Französin Veulettes, deren Linie spätestens ab den achtziger Jahren mit Nachkommen wie Hassan Star, Igor du Beauvoisin, Voici du Niel, Bon Conseil, Extreme Dream, Goetmals Wood oder Mahana regelrecht explodierte. Nach Österreich kam diese Linie durch den Tiroler Hotelier Johann Mayr, der selbst die Rennbahn in St. Johann in Tirol baute und betreibt. Er importierte die Diamond-Way-Stute Toirida, deren Tochter Tosca sich zu einer buchstäblichen Zuchtperle mauserte und binnen kürzester Zeit Top-Pferde wie Tara Goal, Taifun, Tassilo, Alegro oder zuletzt Tuareg brachte. In Tirol setzt nun Tara Goal die Linie ihrer schon eingegangenen Mutter Tosca fort, in der Steiermark die Stuten-Derby-Zweite Taormina.

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Matthias Walcher mit Herzelot L., dem aktuellen Fohlen von Taormina (links im Bild)   Foto: Nikolaus Matzka

Money Jet hingegen stammt aus der amerikanischen Linie der Le Blonde, die vor allem mit einem Pferd unsterblich wurde, mit Speedy Crown. Aber auch Traber wie Lindy's Crown, Nevele Thunder, Wildfang, Shogun Lobell oder die österreichische Derbysiegerin Black Attack stammen aus ihr. In Österreich fasste diese Linie durch den Import der Amerikanerin Lavish Looks (v. Supergill) Fuß, die mit Pferden wie Speedy Chester oder eben Money Jets Mutter Money Maker in Zuchtrennen erfolgreich war.

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Robin L., ein Jährlingshengst von Algiers Hall aus der Money Jet   Foto: Nikolaus Matzka

Man sieht, Tradition, Gegenwart und Zukunft sind im steirischen Trabrennsport allgegenwärtig. Dass dies so bleibt, dafür werden neben den aktuellen wohl auch künftige Generationen sorgen.


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