Die Zuchtleistung einer Stute II

Eine Untersuchung anhand der gewinnreichsten Traber Österreichs – Kommentar eines Veterinärs

In unserer kürzlich veröffentlichten Analyse ging es darum, das jeweils wievielte Fohlen seiner Mutter der Derbysieger (der Jahre 1970 bis 2013) war und ob daraus ein Trend zu erkennen ist. Diesmal soll es um die gewinnreichsten Traber Österreichs gehen (augenblicklich jene über 100.000 Euro, also momentan 34 Pferde), worunter sich naturgemäß auch viele Derbysieger befinden (etwa 8 unter den Top 10). Diese Untersuchung weist einen fast identischen Prozentsatz (56% zu 57%) aus, was die Produktion der ersten drei Fohlen anbelangt, nur die Erfolgsquote zwischen den Nachkommen von 4- bis 6-jährig (32% zu 25%) zu jenen ab 7-jährig (12% zu 18%) verschiebt sich doch erheblich. Vorerst die Liste, ganz rechts das jeweilige Pferd als Nr. des Fohlens seiner Mutter:

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Gesamtergebnis:

1. Fohlen:   9
2. Fohlen:   7
3. Fohlen:   3 
1. + 2. + 3. Fohlen:        19 von 34 = 56%
4. Fohlen:   5
5. Fohlen:   4
6. Fohlen:   3
4. + 5. + 6. Fohlen:        11 von 34 = 32%
7. Fohlen und spätere:   4 von 34 = 12%

Conclusio:
Auch wenn bei den gewinnreichsten Trabern Österreichs die Anzahl der drei erstgeborenen Fohlen (und hier wiederum abermals das allererste Fohlen) einmal mehr den erheblich größten Anteil stellen, so muss man doch einschränken, dass unter den ersten zehn der Liste „nur” drei Pferde (und da die Nummern 3, 6 & 10 der Gewinnreichsten) unter den drei Erstgeborenen sind, also 33%. Die ersten zwei der Liste sind hingegen das fünft- bzw. sechstgeborene Fohlen, auch ein recht später Nachkomme (das zehnte seiner Mutter) befindet sich unter den Top-10.

Zu all den statistischen Fakten wollen wir aber auch einen Kommentar des deutschen Veterinärs Dr. Manfred Wegener bringen, der uns schrieb: 

„Zu dem angesprochenen Thema der frühen Nachkommen haben die Amerikaner auch schon einmal eine Untersuchung gestartet, das muss rund 25 bis 30 Jahre her sein, wie ich mich vage erinnern kann. Sie kamen zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Warum offensichtlich in der Mehrzahl der Fälle die besten Fohlen einer Stute aus einem der drei Erstgeborenen sind, dafür hatten (auch) sie keine logische Erklärung.

Nach der Genetik dürfte das Alter bei der Fortpflanzung keine Rolle spielen, weil sich die Chromosomen ohnehin zufällig teilen und rekombinieren. Angeblich sollen im Alter die Chromosomenschäden zwar zunehmen, die daraus theoretisch entstehenden Lebewesen wären aber nicht lebensfähig bzw. gerade bei auf Hochleistung gezüchteten Lebewesen ohnehin nicht erfolgsträchtig einsetzbar, so dass auch das eigentlich keine Erklärung sein kann. Allenfalls wäre es möglich, dass alte Stuten jenseits der 20 jahre nicht mehr genügend „Aufzuchtkraft” haben, um Fötus und/oder Fohlen ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen – aber im Allgemeinen gleichen sich solche Imbalanzen dann ja in den ersten Lebensjahren aus.

Eine weitere Erklärung könnte sein, dass es aus diversen Gründen (Tod, Unfruchtbarkeit, schnellerer Generationenwechsel) weniger Stuten gibt, die eine vielzahl von Fohlen gebracht haben. Bei nur fünf Fohlen ist die Chance natürlich größer, dass das beste unter den ersten drei zu finden ist. Gerade bei den Amerikanern mag ein Grund darin liegen, dass sie viel raschere Generationenwechsel haben und aktuell junge Deckhengste mit aktuell jungen Mutterlinien gepaart werden.”


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